Endstation Bürobahnhof

Die Entwicklung des Bahnhofsquartiers steht exemplarisch für Möglichkeiten der öffentlichen Hand zur Sicherung der räumlichen Qualität im Sinne des Gemeinwohls.

Bundesstiftung Baukultur, März 2021

Warum wir mehr Baukultur am Willy-Brandt-Platz brauchen.

Nachdem der zaghafte Applaus zu den Büro-Plänen auf dem Willy-Brandt-Platz nun verhallt ist, ergeben sich eine Menge Fragestellungen, z.B. ob wir wirklich ein Sahnestück in allerbester Lage für zwei Schuhkartons mit Bürofunktion in Modulbauweise hergeben wollen? Haben wir aus den städtebaulichen und architektonischen Sünden der 70er und 80er Jahren nichts gelernt? Wo ist das Gesicht der Stadt, der öffentliche Raum und seine Aufenthaltsqualität? Und wie verhält sichdie Architektur der beiden vorgestellten Gebäudekomplexe zum umliegenden, historischen Bestand?

Die Brotfabrik in Buschhüter-Architektur ist nicht zuletzt durch die gegliederte Backstein-Fassade ohne Zweifel das architektonische Highlight des Quartiers. Fabrik Heeder, die denkmalgeschützten Siedlungshäuser Ritterstraße und bald auch das sanierte Backsteingebäude der Städtischen Krankenanstalten auf der Kölner Straße bestimmen den Charakter des Stadtraumes südlich des Bahnhofs und zeugen von Krefelds reichem architektonischen Erbe aus der Zeit der Industrialisierung. Sie bilden Anker der Baukultur und einen bedeutenden städtebaulichen Wert! Die ergänzende neue Architektur muss maßvoll darauf abgestimmt sein. Und zwar in Fassade, Form und Funktion. Der zurzeit unbestimmte Willy-Brandt-Platz Platz hat die Chance, mit einer qualitätsvollen Bebauung attraktiver öffentlicher Raum zu werden. Dann dient er den Menschen. Für solche komplexen Bauvorhaben in zentraler Lage bedeutet es auch, in der Planung unbedingt eine Mischnutzung aus Wohnen, Arbeiten, Gastronomie und Kultur vorzusehen.

Die Frage ist: stellen wir links und rechts bis an den Bürgersteig grenzende große Schuhkartons hin, die von den Wünschen der Passanten entkoppelt sind, oder wollen wir einen Stadteingang für Krefeld?

Fassade Brotfabrik Ritterstraße. Foto: Christoph Becker, Das Klärwerk Uerdingen
Entwurf Bürogebäude Willy-Brandt-Platz. Abbildung: Stadt Krefeld
Leserbrief wirstadt.org WZ 08.10.21
Leserbrief Günter Höffken, RP 09.03.21
Bericht wirstadt.org, RP 10.03.21
WZ, 31.03.21