Was haben die OB-Kandidaten mit der Innenstadt vor?
wirstadt.org führte sechs Stadtkulturgespräche über den bevorstehenden Wandel der Krefelder Innenstadt.
Als interdisziplinärer think tank und einer der Preisträger des Heimatpreises 2020 für Krefeld sieht wirstadt.org sich in der Verantwortung, die Innenstadt als Identifikationsort der Krefelder Stadtgesellschaft aktiv mitzugestalten zu einem lebenswerten Wohn- und Aufenthaltsort. Mit den Stadtkulturgesprächen wollen wir das neue „Wir“ und eine Kultur der Debatte in der gesamten Stadtgesellschaft stärken.
In Video-Interviews haben wir mit 6 Oberbürgermeisterkandidaten der Kommunalwahl am 13. September 2020 in Krefeld gesprochen: Andreas Drabben (UWG), Thorsten Hansen (Die Grünen), Joachim Heitmann (FDP), Kerstin Jensen (CDU), Frank Meyer (SPD), und Salih Tahusoglu (Wir Krefeld) geführt.
Weitgehend Konsens herrschte bei den Kandidaten bzgl. der Notwendigkeit der Innenstadtentwicklung als identitätsstiftende und lebens- und wohnqualitätserhöhende Maßnahmen. Die Bedeutung der vier Wälle sowie die historischen Schätze der Baukultur sollten wiedererlebbar gemacht werden. Für Investitionen kann das städtische Immobilienbudget genutzt werden, es könnten spezifische Finanzierungsangebote für die Eigentümer über die Kreditinstitute angeboten werden, zusätzlich ist momentan ein Innenstadt-Bodenfonds im Gespräch.
Auch das Thema Mobilität und Verkehr insbesondere innerhalb der vier Wälle stellt für alle Oberbürgermeisterkandidaten ein wesentliches Thema dar – jedoch mit unterschiedlichen Lösungsansätzen.
Für wirstadt.org ist klar, dass der automobile Durchgangsverkehr durch die Straßen der Innenstadt unterbunden werden muss, wenn die Innenstadt wieder Aufenthaltsqualität bekommen sollen – das Gebiet der historischen Vier Wälle wieder als ein Ganzes gesehen und gestaltet werden soll. Städte in den nahen Niederlanden oder auch in Dänemark haben ihren öffentlichen Raum bereits seit den 80er Jahren für den langsamen Verkehr umgebaut. Die Dominanz des Autos soll auch in Krefeld durch gute Radwege und breite Bürgersteige oder gar ‘shared spaces’ ersetzt werden, in denen der langsame Verkehr Vorrang hat.
Ein sogenannter Masterplan scheint nicht auf breite Resonanz zu stoßen – es gibt aber das Bewußtsein, dass es eine Vielfalt an bereits existierenden Konzepten (Innenstadt, Mobilität, Klima etc.) und Plänen (historische Plätze und Kriegsbrachen, ein neues Stadthaus auf dem Theaterplatz) gibt, die teilweise sich überschneidende und nicht miteinander abgestimmte Bestandteile enthalten. Ihre Integration zu einem klaren Kursbuch ist dringend notwendig.
Interessant zeigen sich die unterschiedlichen Positionen der Kandidaten auch zu Stadt-, Wohn- und Bevölkerungskultur sowie zu bürgerschaftlichem Engagement in Krefeld als Triebfeder für Veränderung und Fortschritt.
wirstadt.org wünscht sich für Krefeld ein klares Bekenntnis zum historischen Stadtgrundriss und dem künftigen Oberbürgermeister von Krefeld Weitblick, Kreativität und Mut bei der Entwicklung der Innenstadt und eine lebendige, konstruktive und gut informierte Debatte von Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Vereinen und Bürgerschaft.