Wem gehört die Stadt?

Am 30.11. wurde die Veranstaltung Revitalisierung großer Handelsflächen in Krefeld angekündigt, bei der die Stadtgesellschaft aufgrund der hohen Preise ausgeschlossen war. (Teilnahmegebühr: 990,- EUR) Link zum Programm

Daraufhin haben wir folgenden offenen Brief verfasst:

Herrn Eckart Preen
Wirtschaftsdezernent
der Stadt Krefeld                                                                                                                          

Krefeld, 16.11.2023

Betr.: Veranstaltung Revitalisierung großer Handelsflächen am 30.11.2023

Sehr geehrter Herr Preen,

wir Krefelder Bürger wissen alle, wie wichtig erfolgreiche und nachhaltige Nachnutzungskonzepte für problematische Großimmobilien wie Kaufhof und Primark sind. In der Kulturhistorischen Städtebaulichen Analyse wird gleich mehrfach auf diese Problematik eingegangen und werden Kriterien für den Neubau bzw. die Transformation bestehender Großimmobilien angereicht. Dabei geht es vor allem um die Kleinteiligkeit und Flexibilität der Nutzungen.

Wir verstehen die Zielsetzung der von Ihnen in der RP am 25.10.23 angekündigten Veranstaltung Handels-Dialog Revitalisierung großer Handelsflächen in Krefeld jedoch nicht:

Es handelt sich lt. Veranstalter um einen Immobiliendialog, der „alle Betroffenen der bevorstehenden Veränderungen in Galeria Kaufhof und anderen “notleidenden” Handelsflächen anspricht.“ Betroffene sind aus unserer Sicht nicht nur Immobilienvertreter, sondern insbesondere auch die Stadtgesellschaft und alle, die sich für eine nachhaltige und gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung engagieren.

Die Teilnahmegebühr für die Veranstaltung beträgt 990 € für Private/Unternehmen und 190 € für kommunale Vertreter jeweils zzgl. Mehrwertsteuer.

Weder die Stadtgesellschaft noch die ehrenamtlich tätigen verschiedenen Initiativen und ihre Vertreter sind imstande, die Teilnahmegebühr für die Veranstaltung von 990 € für Private/Unternehmen und 190 € für kommunale Vertreter aufzubringen. Das bedeutet letztendlich, dass hier nur kommunale und Vertreter größerer Unternehmen der Immobilienwirtschaft mit eigenen finanziellen Interessen teilnehmen werden, um ihr Netzwerk in die Kommunen auszubauen und rediteorientiert Immobiliengeschäfte zu tätigen (ggfs. vorbei an den Interessen der Stadtgesellschaft)

Lt. Homepage von Heuer lädt „Diese Konferenz kommunale Vertreter genauso ein wie erfahrene Bestandshalter, Developer, Architekten, Investoren, Vermieter und Mieter“. Die Vermieter sind in Krefeld viele individuelle Einzelpersonen. Ihr Ausschluss überrascht insbesondere bei einer Veranstaltung, die der Problematik der enormen Größe von Immobilien geschuldet ist und bei der nachhaltigere und kleinteiligere Lösungen gefragt sind.

Das führt uns zu der Frage: warum wird die Stadtgesellschaft bei der Entwicklung von Ideen für die Nachnutzung der Großimmobilien ausgeklammert? Warum ist die Stadtgesellschaft  weder bei der ‘Taskforce Innenstadt’ noch bei der oben genannten Veranstaltung  erwünscht?

Auch wenn die endgültigen Nachnutzungskonzepte für die beiden Großimmobilien von den Entscheidungen der Eigentümer abhängen, ist es aus unserer Sicht unerlässlich für die Stadtplanung in Krefeld eigene Pläne und Ideen zu entwickeln – unter Einbeziehung der Stadtgesellschaft – und mit den Eigentümern zu diskutieren.

Wir bitten Sie um Öffnung der Veranstaltung für weitere Krefelder Teilnehmer abgesehen von kommunalen Vertretern und der Immobilienwirtschaft – z.B. zum Preis einer Veranstaltung bei der VHS.

Mit freundlichen Grüßen

i.A.
Barbara Schweikart
wirstadt.org

In der WZ erschien dazu am 29.11.23 dieser Artikel

In der RP erschien: https://rp-epaper.s4p-iapps.com/artikel/1207995/29083709