Abriss der Industriegebäude Kleinewefers

Das gründerzeitliche Industriegebäude auf dem Kleinewefersgelände nordöstlich des Kaiser-Wilhelm-Parks wird abgerissen. Das markante Gebäude der Haupthalle hat seit Jahrzenten das städtebauliche Bild nördlich des Kaiser-Wilhelm-Parks geprägt.

Es ist ein Zeitzeichen der Industriealisierung gewesen. Ein Gebäude mit Geschichtsbezug. Im übrigen eines der letzten innerhalb der Krefelder Innenstadt. Es erzählt nicht nur von einer langen und prägenden industriellen Kulturgeschichte Krefelds, sondern lieferte auch immer wieder Stoff für Ideen zur Entwicklung des Gebietes im Nordosten der Innenstadt.

Es ist vielleicht die letzte große Potenzialfläche im etwas weitergefassten Bereich der Krefelder Innenstadt, die nun mit dem Abriss des alten Bestands verloren geht. Das Gebäude bildet den markanten räumlichen städtebaulichen Abschluss der Grün- und Parkanlagen, beginnend am Stadtgarten, übergehend in den Kaiser- Wilhelm-Park.

Blick vom Kaiser-Wilhelm-Park auf die Fassade der Haupthalle (6. April 2020)

Eine Entwicklung des Areals unter Berücksichtigung des bestmöglichen Erhalts der vorhandenen Gebäudesubstanz hätte eine attraktive Mischnutzung mit Cafes, Büros, Geschäftslokalen und Wohnungen hervorbringen können.

Es hätte sich ein Identitätspunkt, ein Mittelpunkt für den Krefelder Nordwestbezirk bilden können, in dem sich Arbeiten, Wohnen und Freizeit darstellen könnte.

Profitiert hätte der gesamte Nordwesten Krefelds. Vor allem hätte dieses Gebiet eine Perle in einer Kette von Industriedenkmälern sein können, ausgehend von der durch die Seidenindustrie geprägten nördlichen Innenstadt bis hin zum Mies van der Rohe Business Park (ehem.Verseidag AG).

Welch ein Verlust an Raumqualitäten.

Dies hätte auch für den Fuß- und Radverkehr eine geeignete Verbindung darstellen können. Vom Zentrum aus über die Bereiche Stadtgarten, Kaiser-Wilhelm-Park oder über eine neu zu definierende Route Westwall – Hofstraße.

Blick vom Bahnsteig Nordbahnhof Richtung Gelände Kleinewefers (6. April 2020)
Der Erhalt der zurzeit (22. April 2020) noch stehenden und sich in augenscheinlich gutem Zustand befindlichen kleinen Werkshalle …
… könnte ein Bekenntnis des Grundstückseigentümers zur Krefelder Industriekultur sein. Eine sinnstiftende Nutzung dürfte nicht schwer fallen.

wirstadt.org bedauert es, das dieses Areal nicht in einer identitätsstiftenden Stadtentwicklung einbezogen worden ist. Im Hinblick auf die unerwartete aktuelle Entwicklung stellen wir uns folgende Fragen:

  • Warum gab es bisher keine kreativen Nutzungskonzepte, um geeignete Investoren anzusprechen?
  • Wie ist es möglich, dass der Abriss vollkommen unbemerkt stattfinden konnte? Ein Signet der Krefelder Kulturgeschichte ist still und leise entfernt worden.
  • Was für eine städtebauliche Perspektive ist zu erwarten, die dieses Vorgehen rechtfertigt?
Artikel in der Rheinischen Post vom 23.04.20 (ganzer Artikel nach Klick)